ARSCHKRAMPEN-INFORMATION-DIENST |
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Lebenslauf von Jürgen Arschkrampe
Als ich vor 97 Jahren geboren wurde, war ich noch sehr jung und unerfahren. Meine Eltern waren gerade nicht zu Hause. Sie waren auf dem Feld Kartoffeln holen. Es war nicht unser Feld, aber wir holten dort immer Kartoffeln. Jetzt ist mein Vater im Gefängnis, wegen seinem Glauben. Er glaubte, seine Miete nicht zahlen zu müssen. Ich war nicht alle Kinder, die wir hatten. Wir waren zu Hause 30 Geschwister - 20 Jungen, 9 Mädchen und ein Blindgänger. Wir schliefen alle in einem Bett und einem Zimmer mit Gasmaske. Das Handtuch stand hinter der Tür. Da wir nur ein Bett hatten, war es mit dem Schlafen meist sehr schwierig. Das erste Kind wurde ins Bett gelegt und wenn es eingeschlafen war, wurde es herausgenommen und an die Wand gestellt. Dann kam das nächste an die Reihe. Nur mit dem Wecken war es sehr schlecht. Ich bin mal 10 Tage stehen geblieben und niemand hat es gemerkt. Wir waren eine sehr musikalische Familie. Meine Mutter nähte auf einer Singer-Nähmaschine und mein lieber Vater saß im Sing-Sing. Einer meiner Brüder war Sänger. Er sang immer tiefer und jetzt brummt er schon seit zwei Jahren. Am musikalischten war eine kleine Schwester von mir. Sie ging gleich bei der Geburt flöten. Wir waren auch eine intelligente Familie. Einer meiner Brüder ist auf der Universität in Heidelberg. Er steht dort in Spiritus, weil er zwei Köpfe hatte. Ein anderer meiner Brüder ist Verwandlungskünstler. Er geht mit einem alten Mantel in ein Cafe und kommt mit einem neuen heraus. Ein dritter ist Klempner. Was er am Tage klemmt, wird in der Nacht verlötet. Wir alle heißen Arschkrampe, bis auf Paul, der heißt Fritz. Meine Schwestern sind alle sehr dünn. Die eine mußte immer zweimal ins Zimmer kommen, bis man sie sah. Eine hat Zwillinge bekommen, die sehen sich sehr ähnlich, besonders der eine. Als ich 6 Jahre alt war, kam ich in die Schule. Ich war immer der Liebling der Lehrer. Verschiedene Klassen durfte ich sogar zweimal besuchen. Einmal wurde ich in der Biologiestunde gefragt: "Welchen Beruf hatte Goethe in Faust?" Ich sagte: "Damenschneider". "Warum?", fragte der Lehrer? Ja, sagte ich. Als er in das Zimmer von Gretchen kam, rief er: "Hier möchte ich säumen." Ein andermal in der Rechenstunde: "Wenn ihr beim Fleischer 15 DM Schulden habt, beim Bäcker ebenfalls 15 DM und beim Kaufmann 120 DM, wieviel habt ihr dann zusammen?" Meine Antwort: "Das weiß ich nicht, denn dann ziehen wir meistens um." Brachten wir gute Zeugnisse nach Hause, bekamen wir einen Groschen für die Sparbüchse. Bekamen wir schlechte Zeugnisse, kriegten wir mit dem Ausklopfer haue. War die Sparbüchse voll, wurde ein neuer Ausklopfer gekauft. Später kam ich zu einem Schmied in die Lehre. Er gab mir einen Hammer in die Hand und sagte: "Wenn ich mit dem Kopf nicke, dann schlag zu". Er nickte nie wieder. Dann wurde ich Vertreter. Mein Chef war sehr neugierig und fragte mich, was ich denn vorher war. Ich sagte, ich habe Ölsardinen die Augen zugedrückt, bevor sie in die Büchse kamen. Außerdem fiel ihm auf, daß ich eine sehr langsame Aussprache hatte und er fragte mich, ob ich überhaupt etwas schnell könne. Ich antwortete: "Ja, ich werde schnell müde". Und heute , ja heute studiere ich das Wesen eines Hobbypsychopathen.
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